Bisher weiß niemand genau, was in der Silvesternacht 1999 passieren wird. Die Meinungen von Experten gehen weit auseinander - einige malen die Apokalypse an die Wand, andere hingegen rechnen mit keinen oder kaum merkbaren Auswirkungen. Weniger problematisch ist dabei der PC zu Hause, sondern viel mehr die sogenannten Embedded Systems, die in Energieanlagen, Telekommunikation, Navigation, Medizintechnik und Anlagensteuerung eingesetzt werden. Hersteller solcher integrierter Steuercomputer wissen zum Teil seit langem, daß ihre Produkte teilweise den Jahrtausendwechsel nicht überleben werden, können jedoch nichts unternehmen - da weder Kunden noch betroffene Systeme, in denen die Produkte verbaut wurden, bekannt sind.
Leider werden viel zu oft die Augen vor dem Jahr-2000 Problem verschlossen oder aber die Problematik abgewiegelt, so daß Deutschland nach internationalen Studien (Gartner Group) immer noch nicht "über den Berg" ist. Die möglichen Auswirkungen sind weder auf ein geographisches noch auf ein technisches Gebiet begrenzt, von der Stromversorgung über Telefon bis hin zu Autos kann alles ausfallen - oder auch nicht. Hier ein paar Beispiele:
Die angeführten Bereiche sind extrem sensibel und für unser tägliches Leben unabdingbar. Allein die Vorstellung, Teile dieser Bereiche könnten nur für Stunden ausfallen ergibt ein immenses Risiko. Leider kann bis heute niemand dafür grantieren, daß Geräte aus den genannten Bereichen nicht dem Jahr-2000 Problem zum Opfer fallen, nicht einmal das Militär. Trotzdem glauben wir weder, daß es zu großflächigen Ausfällen eines oder mehrerer Teilbereiche kommt, noch an den Zusammenbruch der ganzen Zivilisation. Dennoch rechnen wir mit zumindest kurzfristigen Ausfällen des Kommunikations- und/oder Stromnetzes. Dies ist der Ansatz.
Jeder, der im BOS-Bereich tätig ist, kennt das erhebliche Aufkommen von Notfällen in der Silvesternacht. Kommt es nun aber nach Mitternacht zu einem Ausfall einer Vermittlungsstelle, sind ebenfalls die Notrufnummern betroffen. Dies wirft aber eklakante Probleme auf: Die Bevölkerung kann die Hilfsorganisationen unter Umständen für Minuten bis hin zu Stunden nicht erreichen, Hilferufe verhallen ungehört. Auch Mobiltelefone helfen da nicht im geringsten weiter - zum einen sind die meisten Umsetzer nicht einmal mit Notstrom versorgt, und zum anderen wären diese Netze völlig überlastet. Nicht zu letzt geht nicht alles über Funk, die Notrufzentralen sind nämlich über Festnetz angeschlossen - und bei Ausfall der Vermittlungsstelle kommt man dann auch nicht durch. Nebenbei sei bemerkt, daß die Verbindungen zwischen Leitstellen und BOS-Relaisstelle meist auch angemietete Standleitungen sind, die keinesfalls hart verdrahtet sondern ebenso über die Vermittlungsstelle geschaltet werden.
Dabei ist entgegen der allgemein verbreiteten Meinung nicht mit zu rechnen, daß um Punkt Mitternacht alle Systeme auf einmal ausfallen ausfallen und - falls nichts passiert ist - eine viertel Stunde später Entwarnung gegeben werden kann! Vielmehr verschleppen sich viele Fehler unbemerkt über Stunden und Tage und können später zu einem Ausfall eines übergeordneten Systems führen. Man geht davon aus, daß nach einer Woche der Umfang der Störungen absehbar ist.
Dabei ist nicht geplant, eine tagelange Bereitschaft zu stellen, sondern lediglich die Spitzenaufkommen zum Jahreswechsel abzufangen. Die Notfunk-2000-Aktion sollte auf etwa 12 Stunden begrenzt bleiben - gegebenenfalls könnte man kurzfristig und regional über eine Weiterführung entscheiden, so es wider Erwarten zu größeren Ausfällen gekommen ist.