Die Sportsitze der Corvette verschleißen vor allem an den außenliegenden Wangen, da man hier beim Ein- und Aussteigen jedes Mal drüber rutscht. Leider sind genau diese Teile nicht mit echtem Leder, sondern mit Kunstleder bezogen, das mit den Jahren brüchig wird und sich dann vom Trägerstoff ablöst. So war es auch bei mir.
Da der Beifahrersitz sehr viel besser aussieht, schließlich hat hier all die Jahre nur selten jemand gesessen, wollte ich Fahrer- und Beifahrersitz gegeneinander austauschen. Das geht gut, denn beide Sitze sind völlig baugleich, sogar die Bedienelemente für Rückenlehne und Seitenwangen sowie die Lordosenstütze befinden sich auf beiden Seiten an der selben Stelle.
Beim Ausbau beginnt man am besten mit dem Sitzkissen, das ist nämlich hinten nur unter das Rückenpolster gesteckt und vorne mit einem Metallbügel, der unter die Sitzschale greift, befestigt. Also einfach mal mit der Hand mittig an der Vorderkante des Sitzes heruntergleiten, dann spürt ihr den Bügel schon an der Unterkante der Sitzschale. Mit einem Keil oder einem anderen
stumpfen Werzeug hebelt ihr den Bügel nach hinten und könnt dann das Sitzkissen an der Vorderkante nach oben ziehen. Allerdings nicht weit, denn das Sitzkissen zerrt ein Dutzend Kabel und Schläuche hinter sich her. Die sind an der rechten Seite zusammengeführt, klappt das Sitzkissen also am besten nach rechts, um an die beiden Sechs-Pol-Stecker für die Sitzlehnen- und Seitenwangenverstellung, den Zwei-Pol-Stecker für die Luftpumpe und die Schläuche des Pneumatiksystems heranzukommen.
Die Schläuche sind über zwei Dreier-Schlauchverbinder mit dem Rest des Sitzes verbunden. Aufgrund der Alterung ist es leider normal, dass diese Verbinder beim Ausbau abbrechen oder längst gebrochen sind. Ihr ersetzt sie später durch einfache Schlauchverbinder für 6/4-mm-Schläuche aus dem Aquarium-Zubehör. Wollt ihr die Sitze lediglich ausbauen oder austauschen, lasst ihr am besten die Kabel und Schläuche, wie sie sind – dadurch wird der Ausbau der Sitze allerdings etwas fummeliger.
Die Sitzschale ist mit vier M8-Schrauben mit der Sitzkonsole und den dort verbauten Stellmotoren verbunden. Auch wenn ihr die Sitze komplett ausbauen wollt, tut euch selbst den Gefallen und schraubt erst die Sitzschale von der Konsole herunter und nehmt die Schale dann komplett heraus. Dazu müsst ihr auch lediglich eine Elektroverbindung trennen, nämlich den zweipoligen Stecker neben dem Motor der Sitzlehnenverstellung.
Den Hauptanschluss an der Sitzkonsole lasst ihr noch angeschlossen, denn so könnt ihr die Konsole für den Ausbau noch vor und zurück fahren. Zunächst fahrt ihr die Sitzkonsole über den Schalter in der Mittelkonsole ganz nach hinten, sodass ihr ans vordere Ende der Konsole kommt. Die beiden Plastikabdeckungen sind mit zwei Spreiznieten von vorne befestigt, beim Ausbau ist manchmal der Innenraumteppich etwas im Weg. Unter den Plastikabdeckungen findet ihr zwei M8-Sicherungsmuttern, die ihr herausschrauben müsst. Diese sitzen regelmäßig bombenfest. Ich habe eine 1m-Verlängerung gebraucht, um die beiden Muttern herauszudrehen (und dabei natürlich einen der Stehbolzen abgeschert...). An die hinteren Muttern der Sitzkonsole kommt ihr heran, indem ihr den Sitz einige Zentimeter nach vorne fahrt. Erst danach trennt ihr das Kabel von der Sitzkonsole und könnt dann die Konsole herausnehmen, etwa um sie und den Teppich darunter mal ordentlich sauber zu machen.
Weiter geht es mit der Zerlegung der Sitzschalen: Das Rückenpolster ist an genau vier Punkten in die Schale eingehängt, für den Ausbau beginnt ihr am Kopfende. Fasst mit den Fingern seitlich an der Kopfstütze zwischen Polster und Schale und drückt das Polster zur Mitte hin. Dadurch hakt ihr die erste Klammer aus und könnt das Polster etwas nach vorne ziehen, damit es beim Loslassen nicht wieder einhakt. Auf der anderen Seite geht das dann einfacher.
Jetzt ist ein 12-Volt-Netzteil oder eine Autobatterie hilfreich: Versorgt den Seitenwangen-Motor mit Strom (2-pol. Stecker in der Sitzschale) und fahrt die Wangen maximal auseinander. Dann könnt ihr das Rückenpolster einfach am Kopfende packen und um 90 Grad nach vorne auf die Sitzschale herunterklappen. Jetzt seht ihr auch die beiden letzten Befestigungspunkte: Zwei Klammern etwa auf Höhe der Verbindungswelle zwischen den beiden Seitenwangen. Drückt den Federstahl zusammen und fummelt ihn unter der Welle hervor, um das Sitzpolster herauszunehmen. Achtet auf die Schläuche und das Kabel für den Seitenwangen-Motor, die kommen bei der Gelegenheit auch mit raus.
Wollt ihr auch die Seitenwangen ausbauen? Das wird schwierig! Denn die sind mit Polsterklammern (Hog Rings) mit dem Metallgestell verbunden. Zunächst müsst ihr die beiden Klammern ober- und unterhalb der Seitenwangen-Befestigung aufbiegen (siehe Markierungen), anschließend findet ihr zwei weitere Klammern oben und unten an dem Stahlrahmen der Seitenwangen – die halten den Bezug am Rahmen fest. Auch die biegt ihr auf. Erst dann könnt ihr den Bezug aus dem Metallgestell herausziehen und das gesamte Polster abnehmen. Zum Befestigen habe ich übrigens kleine Kabelbinder genommen, mit neuen Polsterklammern wäre das doch verflucht fummelig geworden.
Es ist sinnvoll, bei der Gelegenheit gleich die ausgehärteten Schläuche des Pneumatiksystems auszutauschen. Um nicht alle Plastikverbinder abzubrechen, schneidet ihr am besten die alten Schläuche von den Anschlüssen herunter, indem ihr sie längs aufschneidet. Das ist auch die von GM vorgesehene Methode laut Service Manual. Längs aufschneiden deshalb, damit ihr die alten Schläuche zum Zuschneiden der neuen als Vorlage verwenden könnt. Ich habe mich für Silikonschlauch mit 6mm Außendurchmesser und 4mm Innendurchmesser (6/4mm) entschieden, ihr braucht davon ziemlich genau 10 Meter für zwei Sitze. Man bekommt die Schläuche übrigens auch in verschiedenen Farben, ich für meinen Teil habe einfach transparenten Schlauch genommen.
Die Schläuche im Sitzpolster sind schwierig zu erneuern. Dazu müsst ihr das komplette Ventilterminal ausbauen: Kreuzschlitz-Schrauben lösen, Rahmen entfernen. Dann das Terminal etwas in den Sitz schieben und um 45 Grad verkanten, sodass ihr es nach oben aus der Aussparung im Sitzpolster herausziehen könnt – samt Kabeln und Schläuchen. Beim Wiedereinbau müsst ihr die Kabel noch am Sitzbezug vorbei fummeln, der da etwas im Weg ist.
Die Schläuche für das Rückenpolster montiert ihr am besten bei ausgebautem Polster, das ist nicht so umständlich, und zieht sie dann komplett mit dem Kabelschutz wieder ins Sitzgestell ein, bevor ihr die Federstahlbügel wieder unter die Welle der Seitenwangen schiebt und einrastet. Nun das Rückenpolster wieder hochklappen und an der Kopfstütze einhaken.
Jetzt montiert ihr wieder die Sitzkonsolen im Auto, schließt sie an und schraubt sie fest. Als nächstes kommen die Sitzschalen dran: Es gibt zwei Befestigungspositionen, eine markiert mit "D" für "Driver" und eine mit "P" für "Passenger" Habt ihr die erste Schraube (optimal: rechts vorne) angesetzt, gibt es eigentlich keine Möglichkeit mehr, ein falsches Loch zu benutzen. Schraubt ihr die Sitze falsch herum auf die Konsole, bekommt ihr später Probleme mit der Sitzverstellung, dann stößt der Sitz am Mitteltunnel an.
Letzter Punkt: Einbau der Sitzpolster und Anschließen aller Kabel. Das ist ziemlich fummelig, aber kein Vergleich zum Problem, den Metallbügel des Sitzpolsters wieder in Position zu bringen. Der Trick ist, einen langen dicken Kabelbinder (>30cm, als großer Ring zusammengesteckt) oder ein Stück Spanngurt mittig am Bügel zu befestigen. Dann das Sitzpolster locker auflegen und den Kabelbinder am Seitenwangenmotor vorbei durch das Loch in der Sitzschale zu führen und dann von vorne zwischen Schale und der ersten Querstrebe der Konsole hindurch ziehen. Dabei aufpassen, dass ihr nicht am Kabel für den Sitzlehnenmotor hängen bleibt und das mit herauszieht. Ist mir gleich zwei Mal passiert, alles sehr sehr fummelig. Habt ihr den Kabelbinder durchgefädelt, knautscht ihr mit der einen Hand die Vorderkante des Sitzpolsters zusammen und drückt es so fest es geht runter in die Schale. Gleichzeitig zieht ihr kräftig am Kabelbinder in Richtung Front, womit der Bügel in die korrekte Position rutscht. Stellt nochmal sicher, dass da nicht das Kabel vom Stellmotor eingeklemmt ist, sonst müsst ihr so wie ich nochmal ran. Jetzt noch den Kabelbinder aufschneiden, herausziehen und Feierabend machen.