Nachdem mein Urgestein (Audi 80 Typ 81, 20 Jahre alt) am 20. Juli 2005 schrottreif war, weil allein die Fehlersuche im Kraftstoffsystem den Wert um ein Vielfaches überstiegen hätte, musste ein neues Auto her. Meine Wahl fiel auf eine Mercedes A-Klasse für bis zu 10.000 Euro. Zum Glück hatte ich es nicht übermäßig eilig – ich hätte nicht geglaubt, dass es über drei Wochen dauern würde, bis ich wieder einen mobilen Untersatz habe...
Erster Akt: Die Suche
Es fing ganz harmlos damit an, die Händler im Internet abzuklappern – für 10.000 Euro sollte ich einen drei bis vier Jahre alten Elch bekommen, natürlich einen Diesel (ich liebe Diesel-Motoren), mit Klimaanlage. Mit S- und U-Bahn kam es nicht in Frage, auf gut Glück zu irgend welchen Händlern in der Pampa zu fahren, es blieben nach etlichen Telefonaten nur ein Mercedes-Händler am Ammersee und die Niederlassung in der Arnulfstraße in München übrig. Der A140L vom Ammersee war nicht nur mit 10.500 Euro zu teuer, noch dazu ein Benziner und hatte viel zu wenig Leistung – nach der Probefahrt kam er nicht für mich in Frage. In der Münchner Niederlassung war die Auswahl sehr viel größer, allerdings noch hochpreisiger: Ich sah mir schließlich ein ein paar A-Klassen für 12.000 bis 13.000 Euro an und ging nach einer guten Stunde wieder. Netterweise sind die Gebrauchtwagen der Niederlassung auch auf der Mercedes-Benz-Homepage eingepflegt, so dass ich schon mal drei der sechs A-Klassen, die ich mir in der Niederlassung näher angesehen hatte, lässig am Laptop rauskicken konnte. In der engeren Wahl blieben ein A160 CDI und zwei A170 CDI.
Für das nächste Wochenende rief ich bei der Niederlassung an und vereinbarte einen Termin am Samstag. Als mich der Verkäufer nach meiner Wunschfarbe fragte, sagte ich wörtlich: "Die Farbe spielt keine Rolle, mein jetziges Auto ist Kotzgrün, schlimmer kann's nicht werden." Am Samstag holte mich mein Verkäufer nach ein paar Minuten Wartezeit bei der Information ab und fragte nochmal, ob mir die Farbe wirklich egal sei – offenbar scheinen die Leute ihr Auto immer noch in erster Linie nach der Farbe auszusuchen. Dabei sind wohl dunkle und silberne Farben sowie Metallic-Lackierungen im Trend und dementsprechend teuer. Der Weg führte uns schnurstracks zu einer feuerroten A-Klasse, ein A170L CDI. Der Verkäufer schloss mir den Wagen auf und erklärte, er sei grad' noch in einem Kundengespräch und würde später noch einmal wieder kommen, ich könne mir das Auto ja in der Zwischenzeit schon mal ansehen.
Zweiter Akt: Drum prüfe, wer sich ewig bindet...
Gesagt, getan – über eine Stunde habe ich mir Dichtungen angeguckt, nach Roststellen gesucht, den Motorraum unter die Lupe genommen, und bei der Gelegenheit einiges gefunden:
- diverse Steinschläge an den beiden A-Säulen
- eine neu lackierte Motorhaube und ein nachlackierter Stoßfänger vorn
- eine tiefe, gut 3 Zentimeter lange Schramme in der Fahrertür
- ein kleiner Kratzer in der rechten Hintertür
- ein Parkrempler am rechten hinteren Stoßfänger
- mehrere Kratzer im Dach über der Fahrertür
- eine kleine Beule direkt bei den Kratzern im Dach
- die Abdeckung des Plus-Pols der Batterie lag im Handschuhfach, war also offensichtlich demontiert worden
- einen ziemlich versifften und angerosteten Dieselfilter im Motorraum
- auch sonst noch ein paar Tropfnasen im Motorraum
- und eine halb aufgefressene Gummi-Manschette am Kupplungszug
Der Elch war knapp drei Jahre alt und hatte 56.000 Kilometer auf dem Tacho. Ich hatte den Wagen schon die Woche zuvor gesehen, jetzt standen aber nur noch 11.340 Euro am Preisschild.
Auf die fehlende Polabdeckung der Batterie angesprochen meinte der Verkäufer, das Auto stünde schon seit einer Weile und da sei sicher schon mal die Batterie nachgeladen worden. Tatsächlich wurde der Elch im August 2002 für 24 Monate von EADS geleast, im August 2004 zurück gegeben und im November 2004 abgemeldet – das Auto stand also seit über einem halben Jahr bei Mercedes Benz herum, offenbar interessierte sich niemand für ein feuerrotes (jupiterrotes) Auto. Die Versiffungen im Motorraum, die angefressene Gummi-Manschette und der verrostete Dieselfilter bei einem Auto, das lediglich 2 Jahre gelaufen ist, konnte nur eines bedeuten: Da war mindestens einmal ein Marder zu Besuch. Als ich eine Probefahrt machen wollte, vertröstete mich der Verkäufer auf die kommende Woche – er müsse das Auto nochmal checken und die Batterie nachladen lassen, insgesamt bräuchte er gut zwei Tage für die Vorbereitungen. Ich vereinbarte die Probefahrt also für den nächsten Donnerstag (30.6.).
Dritter Akt: Sommerschlussverkauf bei Mercedes Benz
Der erste Weg führte mich zur Dekra, wo ich das Auto einmal komplett durchchecken ließ. Außer der angebissenen Kupplungsmanschette gab es keine Beanstandungen, der Prüfer fand auch sonst nichts, weshalb man besser die Finger von dem Elch lassen müsste. Auf der Rückfahrt kam ich dann natürlich prompt in den Mega-Stau, erst auf der Autobahn und dann auf dem Frankfurter Ring, so dass aus den ursprünglich geplanten zwei Stunden über drei wurden. In der Niederlassung angekommen, hatte dann der Verkäufer keine Zeit mehr, den Verkauf abzuwickeln – er signalisierte mir nur noch, dass er beim Preis durchaus auf 10.500 Euro runter könne. Damit rückte der Elch wieder näher in den Fokus meiner Preisgrenze von 10.000 Euro, und ich übergab ihm mein Auto-Radio zum Einbau – beim Preis würden wir uns schon noch einig. Mein Verkäufer würde mich am Freitag gegen Mittag anrufen, um die Details zu besprechen.
Am gleichen Abend noch ließ ich mir die Gebrauchtfahrzeug-Nummer meines Kandidaten durchgeben, damit ich mir die technischen Daten nochmal im Internet ansehen konnte. Die Überraschung war groß, als eben dieses Auto, was ich gerade Probe gefahren hatte und das im Verkaufsraum noch mit 11.340 Euro ausgezeichnet war, jetzt über Internet nur noch 10.350 Euro kosten sollte. Mit dieser freudigen Nachricht überraschte ich meinen Verkäufer gleich am nächsten Morgen: "Hallo Herr H., gute Nachrichten: Mercedes Benz hat die Preise gesenkt!"
Schade nur, dass mir mein Verkäufer auf den neuen Preis nun keine 840 Euro Nachlass mehr geben wollte... Bei allem unter 10.000 Euro wurde er schrecklich schwerhörig, so dass ich das Auto letztlich am Telefon für eben diese 10.000 Euro kaufte – allerdings in einwandfreiem Zustand:
- mein Auto-Radio wird eingebaut
- Motorwäsche wegen Marder-Besuch (sonst kommt gleich der nächste)
- die angefressene Manschette austauschen
- die Beule im Dach beseitigen
- die Lackschäden beheben
- und die nächste Inspektion ist inklusive
Da ich das Auto selbst zulassen und den Kauf nun möglichst schnell über die Bühne bekommen wollte, hat mir der Verkäufer sogar aufgrund meiner telefonischen Zusage gleich den Fahrzeugbrief zugeschickt, der am Montag darauf an kam. Die Übergabe des Autos sollte dann am Mittwoch (13.7.) erfolgen.
Vierter Akt: Die Übergabe
Am Mittwoch Nachmittag tauchte ich dann mit den Schildern und Papieren bei der Niederlassung auf, um meinen Elch abzuholen. Nachdem der Papierkram erledigt und ich um gut 6.000 Euro erleichtert war, ging mein Verkäufer schon mal voraus, um die Kennzeichen anzubringen. Anschließend müssten wir noch bei der Werkstatt vorbei sehen, damit die neuen TÜV- und AU-Plaketten aufgeklebt und mein Fahrzeugschein gestempelt würden. Während der Verkäufer in die Werkstatt entschwand um den TÜV-Prüfer zu holen, sah ich mir das Auto nocheinmal etwas näher an:
- die Steinschläge an der A-Säule waren immer noch zu sehen
- auch an den Kratzern in den Türen hatte sich nichts verändert
- um den Parkrempler hatte sich ebenfalls niemand gekümmert
- und die Beule prangte nach wie vor im Dach
Mein Verkäufer hatte schlicht vergessen, die Lackschäden beheben zu lassen, wie er auch sofort und ohne Ausflüchte eingestand. Der Motor sei aber gewaschen und die Kupplungsmanschette ausgetauscht worden.
Nun gut, das kann passieren, also sollten die Lackschäden beim nächsten Werkstatt-Termin behoben werden. Zu Hause sah ich mir dann den Motor noch einmal genauer an – und fiel aus allen Wolken! Der Motor war wie gewünscht gewaschen, die Siffnasen waren weg, und auch um die Kupplungsmanschette hatte man sich gekümmert: Indem man sie einfach mit Textilklebeband umwickelt hatte! Ich glaube man kann verstehen, dass sich eine solche Reparatur nicht ganz mit dem deckte, was ich von einer Mercedes-Benz-Niederlassung erwartet hatte. Auch mein Verkäufer war am Telefon sprachlos.
Fünfter Akt: Die (erste) Nachbesserung
Ich drängte also darauf, dass sämtliche Mängel umgehend beseitigt werden, und nannte den 18. oder 19. Juli als mögliche Werkstatt-Termine. Daraus wurde aber nichts, mein Elch kam erst am 25. Juli wieder zur Niederlassung. Von der Kupplungsmanschette war inzwischen aber keine Rede mehr, es würden nur die Lackschäden beseitigt und die Beule herausgedrückt – für die Kupplungsmanschette bräuchte man einen eigenen Termin, das würde einen ganzen Tag (rund 100 AWs = 10 Mechaniker-Stunden) dauern, weil man dazu den halben Motor ausbauen müsste. Immerhin versorgte man mich anstandslos mit einem Leihwagen.
Die Ernüchterung folgte dann am Nachmittag: Der Verkäufer hatte offenbar vorher keine Zeit gefunden, den Wagen nocheinmal zu begutachten, so dass er erst mit mir zusammen die Arbeit des Beulen- und Lackdoktors in Augenschein nahm. Die Tatsache, dass man offenbar weinroten Lackstift für die "Überlackierung" verwendet hatte, war noch das kleinste Problem: Vor allem hatte man diverse Steinschlagstellen an der rechten A-Säule, den tiefen Kratzer in der Fahrertür und den handtellergroßen Parkrempler an der Heckschürze offenbar gar nicht erst gefunden. Und das, obwohl mein Auto extra von Hand gewaschen wurde, um ja auch alle Lackfehler zu entdecken. Ich verleihe daher nachträglich dem Lackdoktor die gelbe Binde mit schwarzen Punkten und rege an, dass er sich vielleicht einen Job sucht, indem das Augenlicht nicht ganz so entscheidend für die Qualität der Arbeit ist...
Ich hatte also die Aussicht auf zwei weitere Werkstattbesuche: Einen, um die angefangenen Lackarbeiten (dann hoffentlich mit der richtigen Farbe) zu beenden, und noch einen, um die Kupplungsmanschette auszutauschen. In Anbetracht dessen, dass jeder Werkstattbesuch für mich vier Stunden Fahrt bedeutet (eine hin, eine zurück zur Arbeit, wieder eine hin und noch eine Stunde nach Hause) und der Tatsache, dass die Reparatur der Kupplungsmanschette zwar unsachgemäß, aber zweckmäßig war, einigten wir uns: Die Kupplungsmanschette bleibt drin, ich mache nur noch einen Werkstattbesuch für den Lack, und dafür liegen auf der Rückfahrt wie durch ein Wunder vier Winterreifen mit Felgen in meinem Kofferraum.
Ende gut?
Der letzte Akt des Dramas, die zweite Lackreparatur und die Winterreifen, sollte noch vor meinem Herbsturlaub durchgezogen werden. Ich hatte mir da als spätesten Zeitpunkt die Woche vom 16. bis 19. August geset. Aber es wurde mal wieder nichts daraus: Mein Verkäufer würde mich am Montag (22.8.) anrufen, ggf. früh, um noch schnell einen Termin zu machen. Als die Niederlassung um 20 Uhr schloss, hatte mein Telefon noch immer nicht geklingelt. Als ich am Mittwoch den 24. August anrief, war mein Verkäufer leider auf Fortbildung, also musste ich es am Donnerstag noch einmal versuchen. Natürlich war die Zeit zu kurz, das noch in der laufenden Woche zu erledigen, und für die nächste Woche wären in der Werkstatt keine Termine mehr frei, wegen Ferien. Also musste ich mit dem verschrammten Auto in den Urlaub fahren und sollte mich im September wieder melden, wenn ich zurück bin.
Bis Oktober versuchte ich, selbst einen Termin mit der Werkstatt auszuhandeln, bei dem dann neben der Lack-Geschichte auch der Scheibenwischer wegen Rückrufaktion ausgetauscht wird und jemand nach dem Getriebe guckt. Nach dem Getriebe hat man bei meinem Besuch in der Niederlassung nicht gucken können, der Scheibenwischer war bereits ausgetauscht und die Lack-Profis haben nur bis 16:30 Dienst, für die kam ich natürlich auch zu spät. Es wurde also nichts daraus, einen Termin zu vereinbaren. Ein kurzer Abstecher zu meinem Verkäufer, und er wollte sich um einen neuen Termin kümmern – für den 26. Oktober. Die Uhrzeit konnte er mir nicht sagen, er war am Telefon wieder kurz angebunden, aber immerhin wäre dann gut ein viertel Jahr nach Auslieferung die Sache endlich abgeschlossen – inklusive. Winterreifen, die sie mir nun gleich aufziehen sollten.
Alles gut!
Kaum zu glauben, es ist überstanden: Die Nachlackierung des Parkremplers und der Schramme an der Fahrertür ist hervorragend gelungen, kein Kratzer und kein Farbunterschied zu sehen – da hat wohl jemand den Airbrush angefasst. Die Winterreifen lagen dann aber doch im Kofferraum, also habe ich sie selbst wuchten und aufziehen lassen, was mich über 60 Euro kostete. Man nimmt's von den Lebenden... Immerhin, das Thema Elch-Kauf ist damit gut 3 Monate nach Auslieferung endlich abgeschlossen. Jetzt noch der Assyst A, für den ich am 12. Dezember einen Termin in der Außenstelle am Frankfurter Ring habe, und dann ist der Elch-Kauf endgültig abgeschlossen.